Mittwoch, 22. Juni 2016

Die nachdenkliche Dokumentation über Cristiano Ronaldo, den besten Fußballspieler der Welt.

Ronaldo
Dokumentarfilm | GB 2015 | 102 Minuten | FSK 0 | Regie: Anthony Wonke

Dieser Film hat tatsächlich etwas Verstörendes an sich. Er könnte in seinen stillen Momenten sogar von einem Refn gefilmt sein und er ist so sentimental, dass er einem Iñárritu gleicht. Wenn dann auch noch diese schwermütige Musik im Hintergrund eingespielt wird oder eine unvergleichlich melancholische Stimmung aufkommt, als Cristiano Ronaldo »Stay« von Rihanna trällert und im Wechsel ein Moment mit seinem Sohn bei einem Feuerwerk gezeigt wird, dann bekommen die schönen glänzenden Bilder fast schon eine tiefe Nachdenklichkeit. 

Ronaldo ist eine Oberfläche, eine Marke und ein Werbeplakat. Und er ist sich dessen bewusst. Er weiß, dass er ein großes Ego hat und er weiß, wie er nach außen wirkt und was die Leute sagen. Umso interessanter ist dieser Film, in dem wir ihm ganz nah sind und eigentlich auch nicht. Außergewöhnlich ist, dass wir trotz der Nähe wenig über ihn erfahren, was wir nicht schon wussten. Es ist ein unnahbarer Film über eine unnahbare Persönlichkeit. Vielleicht weil Ronaldo nicht viel mehr hat als den Sieg, den Luxus und seine Mutter. In diesem Film bekommt der Zuschauer jedenfalls immer wieder dieses bedrückende Gefühl – auch ein Grund dafür, dass so viele den Film »gruselig« oder »traurig« fanden. Es ist fast krankhaft, wie Ronaldo den Sieg vergöttert. Es gibt nichts anderes in seinem Leben als den Sieg. In einer Szene sagen seine Freunde, er sei nie zufrieden mit dem, was er habe. Er wolle immer mehr. Und dann bekam er einen Sohn, der vielleicht das größte Geheimnis von allem ist. Als Ronaldo davon spricht, dass er niemandem sagen möchte, wer die Mutter ist, kommen einem fast die Tränen: »Die Leute spekulieren, wer die Mutter ist. Ich habe es keinem gesagt und ich werde es nie sagen. Und später, wenn er erwachsen ist, werde ich mit ihm sprechen und ihm sagen, was ich getan habe, was ich fühlte und was mir durch den Kopf ging.« Ich glaube, in ihm steckt eine große Sehnsucht. Als wolle er vor lauter Einsamkeit eine kleine, glückliche, unschuldige Seele in seiner kühlen Designervilla haben. Und es ist schön, die beiden zu sehen. Als habe der siegessüchtige Weltstar ein wenig mehr Sinn im Leben gefunden.



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