Dienstag, 28. Februar 2012

The Virgin Suicides – Verlorene Jugend

The Virgin Suicides
Sozialdrama | USA 1999 | FSK 12 | Regie: Sofia Coppola


„Was tust du überhaupt hier, Kindchen? Du bist ja noch nicht einmal alt genug, um zu ahnen, wie hart das Leben mal wird.“ – „Offensichtlich waren sie nie ein dreizehnjähriges Mädchen.“

Auf den ersten Blick ein keusches Haus mit Garten und Baum. Auf den zweiten fünf Mädchen und ihre zerronnene Adoleszenz. Es geht um Sehnsüchte; Sehnsüchte nach Libertät und nach einer gerechten Jugend; der Jugend und all den Gefühlen, die man hasst und liebt: die erste Verliebtheit, Freunde, Vertraute, Zuhörer, Vergnügen, Zeitvertreib. Doch sie werden gefangen gehalten, überbehütet und vor all dem bewahrt, was für ein heranwachsenden jungen Menschen das Leben bedeuten kann: die Freiheit. Hinsichtlich kennzeichnet sich besonders Lux als verwirrter, reifender Charakter, die sich nach Ungezwungenheit und einer Selbstbestimmung sehnt.

'The Virgin Suicides' manifestiert, wie sich schnell und durchaus zugänglich vier junge Mädchen am Leben gescheitert fühlen und nur einen Ausweg in Betracht ziehen. Wo sie anfangs noch gar glücklich ins Bild zwinkern, sind sie – nachdem Lux ihre auswärtige Nacht verbrachte und Mom und Dad sie in die völlige Isolation schieben – schon längst in eine tiefe Depression gefallen; man achte auf jene Blicke, die hinter den wunderschönen und perfekten Engelsgesichtern stecken. [Achtung Spoiler] Wiederum kann ihr gemeinsamer Suizid nicht nur als Todeswunsch, sondern auch als Drang, etwas zu hinterlassen gedeutet werden. Eine Botschaft. Eine Antwort und Mitteilung, dass ihr Leben in „Gefangenschaft“ zweifellos noch schädlicher war als ein Leben auf der Welt. [Spoiler Ende]

Nahezu beiläufig konstruiert Sofia Coppola Kritik an der amerikanischen „Vorstadtgesellschaft“ – insbesondere des katholischen und überbehüteten pädagogischen Denkens der Eltern. Alles funktioniert, alles glaubt an Gott, alles scheint, aber nichts ist. Es wird getratscht, gelästert, geplappert und berichtet. Aber dahinter steckt rein gar nichts. Denn am Ende ist alles wie vorher, die Nachbarschaft feiert noch immer ihre Partys und alles scheint wie vergessen. Die Menschen sehen, was sie sehen wollen. Ob Eltern, Nachbarn oder die christliche Familie. Nichts ist perfekt, aber es bemüht sich drum, es so ausschauen zu lassen.




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