Mittwoch, 19. Juni 2013

Federico Fellinis Meisterwerk über das oberflächliche Leben der Prominenz: »La Dolce Vita«.

La Dolce Vita
Drama | Italien/Frankreich 1960 | FSK 12 | 174 Minuten | Regie: Federico Fellini 


Mein moviepilot-Freund Der Dude schrieb über den Film: »Drei Stunden zelebriertes Leben«. Und das ist es wirklich.

Ich für meinen Teil liebe die Klatschpresse. Nur um mein Leben und Sorgen ein wenig zu vergessen, um für ein paar Momente in die Lebenswelten und Angelegenheiten derer zu fliehen, von denen man denkt, dass sie alles hätten. Aber wenn man diesen Film sieht, dann bekommt man schon ein sehr seltsames Gefühl vermittelt, wenn man hinter all die Oberflächlichkeit blickt und in die traurigen Tiefen der Stars und Sternchen in Rom sieht. Ein leichtes Leben, so voller Reichtum und voller Sinnlosigkeit. Wie es gleich zu Beginn des Films heißt »Ich habe viel Geld und Sie keins. Und doch sind wir beide unglücklich.« Enden tun diese ersten Momente gleich mit einem Suizidversuch, doch ist es nur der Beginn einer ganzen Reihe von Wahrheiten über die glänzende Oberfläche. Schnell wird die Verzweiflung unserer glamourösen Figuren deutlich. Ebenso schnell finden wir uns als Zuschauer fasziniert von dieser Welt in den Film ein. Und schnell begreifen wir, dass Fellini hier einen Film voller Tiefen über die Oberflächlichkeit erschuf, der noch lange aktuell sein wird. Denken wir nur an die sogenannten »Trash Promis«, deren Job es eigentlich ist, auf Partys und Veranstaltungen zu gehen, sich im Nachtleben zu tummeln und in den Medien präsent zu sein. 

»La Dolce Vita« ist ein Film voller Prunk, wie es genau richtig ist. Genau gesagt sehen wir fast drei Stunden lang nur glänzende kontrastreiche Bilder, wunderschöne Stadtaufnahmen, Kostüme und Partys. Eine Bilderbuchsinnlosigkeit, wie man sie sich doch in manchen Momenten nur wünscht, um dem mühevollen Leben zu entfliehen: konsumieren bis zum Gehtnichtmehr, die Nächte durchtanzen und tanzen lassen, trinken, sehen und gesehen werden. Doch sobald der Film hinter seine glitzernden Gemälde blickt, blicken wir in scharfsinnig ausgearbeitete Figuren. Das leichte, süße Leben in der Öffentlichkeit scheint äußerst schick zu sein, doch glücklich macht es nicht. Ein erfülltes Leben vor den Fotografen. Aber ein einsames allein. Vielleicht sowas wie der Film zu Britney Spears‘ »Everytime«.  

Am beeindruckendsten ist »La Dolce Vita«, wenn er ungebremst kompromisslos und intensiv wird. In einer nahezu verstörenden Szene wälzt eine Diva betrunken ihren Kopf auf einem Tisch und ruft: »Ich will das Leben, ich will die Liebe, ich will die Wahrheit« – vom Konsum zum Exzess. Und spätestens als der Protagonist und die anderen Partygäste zum Ende hin völlig im Alkoholrausch versinken, merken wir, was für ein Nichts die ganze Zeit eigentlich geschieht. Genau wie die sinnlose Hälfte der Dialoge. Um es auf den Punkt zu bringen: Fellini hat eine Meinung zum inhaltslosen Dahintreiben der Prominenz, doch er verurteilt nicht. Er zeigt uns charakterliche Tiefen, Seelen geprägt von Befangenheit. Gefangen in einer Scheinwelt. Sehen Sie doch nur einmal hin!



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