Montag, 17. Dezember 2012

David Lynchs Meisterwerk des Surrealismus‘ »Mulholland Drive – Straße der Finsternis« und warum er nicht nur in seiner Perfektion ein Traum von Film ist.


Mulholland Drive
Thriller | USA, Frankreich 2001 | FSK 16 | 148 Minuten | Regie: David Lynch

Nach langer Zeit habe ich endlich wieder David Lynchs verworrenes Kunststück »Mulholland Drive – Straße der Finsternis« gesehen und musste feststellen, dass der Film in keinster Weise an seiner Faszination verloren hat. 


In David Lynchs Meisterwerk »Mulholland Drive« geht es sicherlich um ganz vieles. Und um Träume und Albträume, die Realität werden. Für einen Mann im Schnellrestaurant ›Winkie‘s‹ wird der Albtraum von einem Monster, das im Hinterhof des Restaurants lauert, real – vielleicht ist dies die Schlüsselszene des Films. Aber auch der Direktor im ›Silencio‹ sagt es uns: »Es ist eine Illusion.«

Für Rita, atemberaubend gespielt von Laura Harring, werden ein Autounfall und der Albtraum einer Suche nach sich selbst und seiner Identität real. Für Betty, gespielt von einer grandiosen Naomi Watts, wird der große Traum von Hollywood wahr – in einer Szene sagt sie freudestrahlend: »Und jetzt bin ich in dieser Traumstadt!«. Jedoch beginnt sie, einen ganz eigenen Traum von der großen Traumfabrik zu erleben: Sie erlebt das Mysterium von Rita, für sie beginnt ihr ganz eigener Film und plötzlich erscheint ihr auch der wahre Traum der Schauspielkarriere irgendwie nichtig: Denn trotz lobender Zusage einer Rolle bemerkt sie, dass sie plötzlich noch etwas mit Rita zu erledigen hat und verschwindet. Wie in einem Traum wechseln wir Aktion, Handlung und Ort völlig unabgeschlossen und wirr. Für Adam, gespielt von Justin Theroux, wird der Albtraum einer gescheiterten Filmzusammenarbeit wahr – sein Film ist nicht mehr sein Film. Zu allem Überschuss erwischt er dazu noch seine Frau mit einem anderen Mann im Bett. Und dann kommt diese zerstörerische Wende ...

Wie Sie lesen können, lesen Sie eigentlich nichts. Alles ist verworren und wirr. Es gibt eigentlich keine und damit nur eine Erklärung: David Lynch kreiert die reinste Form des Surrealismus‘, und das auf höchster künstlerischer Ebene. Träume, wie dieser Film ein einziger ist, sind komplizierte Aufhäufungen aus Gefühlen und Fantasien und eine Lösung haben sie erst recht nicht. Doch genau das ist der Reiz an »Mulholland Drive«. David Lynch führt uns surreale Träume und Albträume vor Augen, und zwar auf einzigartige, real werdende Art und Weise. Wir sehen die großen Empfindungen, Verlangen, Wünsche und Mysterien – genau das, was Träume sind, und keine rationalen Tempojagden, wie Christopher Nolan es in »Inception« versuchte, uns auf actiongeladene Fasson eigentlich rein nichts über sein Thema Traum zu sagen. David Lynch selbst erklärte einmal: »Life is very, very complicated and so films should be allowed to be too«. Und dafür dürfen wir ihm dankbar sein, mit Meisterwerken wie diesem die Rationalität der Welt ein wenig entfernter dastehen zu lassen. 

»Silcencio.«


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