Sonntag, 23. Dezember 2012

Der Vampir und der Verspottete: »So finster die Nacht«, Tomas Alfredsons Ausnahmehorrordrama aus Schweden.


Låt den rätte komma in
Horror | Schweden 2008 | FSK 16 | 114 Minuten | Regie: Tomas Alfredson

Unschuldig fallen die Schneeflocken hinab, sündig tropft das Blut in den Schnee. Tomas Alfredsons Meisterwerk »So finster die Nacht« ist nicht nur ein bahnbrechender Vampirfilm; nein, er bricht sogar alle Dimensionen des Horrorkinos.

Die Geschichte zweier Außenseiter
Doch das besonders Wertvolle an »So finster die Nacht« ist die Art und Weise, auf die Alfredson das Thema Außenseitersein in wirklich eigensinniger Form verarbeitet. Dabei gestaltet er das Motiv genau wie den gesamten Film als solchen: Einerseits real, andererseits fantasiert und triefend vor herausragender Symbolik. Auf der einen Seite steht Oskar, der von seinen Mitschülern gehänselt und verspottet wird. Er ist das Opfer, doch insgeheim unsere und Alfredsons Herzensangelegenheit. Auf der anderen Seite steht Eli, ein Vampirmädchen. Tatsächlich steht Elis Vampirismus viel weniger für strenggenommenes Blutsauersein als viel eher symbolisch für ihre Charaktereigenschaft eines autarken, starken Mädchens. Die beiden Figuren, wie sie in ihrem Verhalten nicht unterschiedlicher hätten sein können, treffen nun aufeinander. Was sie verbindet ist ihr beider Problem: Das Außenseitersein. Verblüffend ist zu sehen, wie beide ganz verschieden damit umgehen: Eli nutzt es, um ihre Anonymität zu behalten, sie hat dabei nichts zu verlieren. Oskar muss dagegen einstecken; er muss all die Hänseleien und Kränkungen auf sich nehmen. Eli stellt hierbei eine Art Vorbild, sie lehrt Oskar, stark zu sein und sich zu wehren. Die gesamte Geschichte bekommt hierdurch einen hinreißenden Reiz an emotionaler Haltung und Affektivität.

Die Freundschaft ohne Grenzen

»Frierst du nicht?«, fragt Oskar. – »Ich habe vergessen, wie das geht.«, antwortet Eli.

Als Eli Oskar erklärt, wer sie ist, sagt sie, sie sei wie er. Der Unterschied liege lediglich darin, dass sie töten muss; er es gerne möchte. Ebenso interessant an ihrer Freundschaft ist an dieser Stelle die Tatsache, dass Eli immerzu zu Oskar sagt, dass sie kein Mädchen sei. Oskar scheint dies nicht zu interessieren. Hier entsteht eine Verbundenheit und Freundschaft, vielleicht sogar eine Liebe, die die Oberflächlichkeit überwindet. Geschlechter spielen hier keine Rolle mehr. 

Die wahren »Monster« im Film bleiben schlussendlich lediglich Oskars Kameraden, die letztlich vielleicht sogar nicht einmal vor dem Tode gescheut hätten. Das Blutbad ist hierbei das tragische Happy Ending, das einerseits für Eli nötig war, um ihren Freund zu retten, doch vor allem ein Ende, das es geradezu erzwingt, dieses Meisterwerk des Horrors, der großen Gefühle und der Poesie in unserem Kopf weiterleben zu lassen. 




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