Freitag, 12. Oktober 2012

“This is Halloween!”: Jack Skellington in Tim Burtons und Henry Selicks Halloween- und Weihnachtsmeisterstück ‚Nightmare Before Christmas‘.

The Nightmare Before Christmas
Animationsfilm | USA 1993 | FSK 6 | 72 Minuten | Regie: Henry Selick


Um Halloween und die Glühweinsaison zu eröffnen, gibt es von mir heute Tim Burtons ‚Nightmare Before Christmas‘, bei dem – um nichts misszuverstehen – Henry Selick Regie geführt hat. 

Weihnachten ist ein Fest, das uns zusammenbringen und Freude und „Besinnung“ bereiten sollte. Und als einst der Kürbiskönig Jack Skellington, der König von Halloween Stadt – dessen Einwohner im Grunde genommen etwas ganz anderes mit den Menschen vor haben als der Sinn des Weihnachtsfests, nämlich die Leute zu gruseln und zu erschrecken – in seiner Traurigkeit, im Halloween-Trott versunken und in den Vorbereitungen vom nächsten Halloween, quasi in seiner „Berufung“, keine Erfüllung mehr sehend, durch Zufall Weihnachten entdeckt, ist er ganz beflügelt von den weißen Flocken, die vom Himmel fallen, fasziniert von den bunten Lichtern und dem lebhaften Schmuck der Stadt und möchte es nunmehr nicht nur selbst feiern, sondern es sogar in die Hand nehmen – sprich: er möchte der neue Weihnachtsmann werden; von ihm – wie sich früher oder später herausstellt – fälschlicherweise als „Nikkigraus“ interpretiert. Um das Fest zu analysieren, zeigen die Macher Jack Skellington beim wissenschaftlichen Kopfzerbrechen, er sucht verzweifelt danach, Weihnachten zu begründen und zu deuten. Doch es läuft alles aus den Fugen. Weihnachten veranstaltet und zelebriert vom König des Halloweens kann – und wie eigentlich schon von Anfang an feststeht – nur im Chaos enden. Seine Freundin Sally fasst es bereits vor der Katastrophe in Worte: „Du siehst dir ja gar nicht mehr ähnlich! Du bist doch der Kürbiskönig!“ 

Was dieses bezaubernde Burton-Kunstwerk dem Zuschauer mit auf den Weg geben will, mag ebenso einfach wie herzergreifend sein: Wir brauchen nicht in allem verzweifelnd nach dem Grund suchen, denn das kann schnell in die Hose gehen. Wir brauchen auch nicht ständig nach etwas Neuem zu forschen, denn wir sind nicht zu allem bestimmt. Wir sollten uns selbst treu bleiben, uns dafür schätzen, was wir können, denn darin sind wir gut. Wir sind nicht für alles gemacht, aber sicherlich für irgendwas. Und wenn wir das tun, [Achtung Spoiler] wie uns das fabelhafte Ende zeigt [Spoiler Ende], dann können wir unsere Freude und unser Können sogar teilen und uns gegenseitig glücklich machen: In Halloween Town kann man sich an Weihnachten erfreuen und in Christmas Town kann man sich – mehr oder weniger, aber mit einem Augenzwinkern – an Halloween „erfreuen“. 

Abseits von seiner anmutigenden Bedeutung, die wir vielleicht nicht nur gerade zur Weihnachts- und Halloweenzeit gebrauchen könnten, halte ich ‚Nightmare Before Christmas‘ für ganz große Kunst. Die bis ins Detail verliebte Charakter- und Kulissengestaltung und Danny Elfmans geschriebene und komponierte Musik führt den Film in seine Atmosphäre der Vollendung. Neben Burtons ‚Batmans Rückkehr‘ das vielleicht Schönste, was man sich zur Weihnachtszeit filmisch antun kann. 



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