Samstag, 27. Juli 2013

Ben Affleck in Terrence Malicks neustem Kunstwerk der Gefühle: »To the Wonder«.

To the Wonder
Drama | USA 2012 | FSK 0 | 113 Minuten | Regie: Terrence Malick



In Malicks vorherigen Werken wie »Der schmale Grat« sahen wir Bilder der Einwohner, die nichts von alledem Hass und Bekriegen verstanden; in »The New World« sahen wir Bilder von den Ureinwohnern und ihrem Treiben inmitten der wunderschönen, unberührten Natur; in »The Treeof Life« sahen Bilder vom Universum, Dinosauriern und einer Familienfassade, die uns zu den Wurzeln unserer Existenz führten und uns den Mikrokosmus Mensch und den Makrokosmus Erde zeigten. Terrence Malick ist und war immer weit entfernt vom Geschichtenerzähler, er fing uns immer schon mit großen Gefühlen. Dennoch drückte er sich mit seiner Bildersprache immer auch erzählerisch und rational aus. 


In »To the Wonder« ist dies nicht mehr der Fall, ihn dürfen wir keinen Moment noch rational betrachten. Vielleicht weil sich der Film von einer konventionellen Storyline total verschließt. Hier verstecken sich in den Bildern nur noch irrationale Gefühle und Gedanken. Weite Felder, der friedsame Vorort, die Büffelherde, die untergehende Sonne, die überfüllte Stadt, das unberührte Wattenmeer, die kalten Flure, die dreckige Raffinerie, die Kirche, das vergnügte Karussell. Alles Bilder, die in uns Gefühle und Erinnerungen des Wohlbefindens, der Ruhe, der Romantik oder auch der Einsamkeit und der Bedrücktheit auslösen. Besonders dass das Haus im Hauptakt ständig noch nicht fertig eingerichtet ist, spiegelt vielleicht am eindeutigsten die Gefühlswelt unserer Protagonisten wieder: Man ist noch nicht angekommen, man hat sich nicht geeinigt, trotz körperlicher Nähe und Zuneigung nicht zu sich gefunden und fühlt sich hier nicht zuhause. Nichtsdestotrotz spricht Terrence Malick weiterhin mit uns, und zwar wie er es am besten kann aus dem Off und mit seinen Aufnahmen. Ben Affleck spielt eine so gebrochene und unsichere Figur, in seinen Gesichtsausdrücken sehen wir, wie nahezu ängstlich er ist – wie man es ihm kaum zugetraut hätte. Mich berührte er in seiner Sentimentalität bis aufs Äußerste. Wie Malick in »The New World« die Unvergänglichkeit der Liebe von damals fühlen lässt, so beweist er in »To the Wonder«, wie unsicher und befangen ein Mann von heute in seiner Gefühlswelt sein kann. Und wie schnell der einstige Liebesrausch dann doch zerbröseln kann. 


»To the Wonder« ist ein Film, dem man verfällt oder der an einem vorbeifliegt. Ich bin berauscht von Malicks Herz und seiner Art, die großen Gefühle unserer menschlichen Natur zu vermitteln. »To the Wonder« ist für viele Malicks schwächster Film. Für mich ist er einer seiner besten, weil er hier so radikal wie nie zuvor alles um sich herum vergisst und nichts als wahren Gefühlen den freien Lauf lässt. Nie sonst war ein Film überhaupt so frei. Nie hat ein Film mehr gebraucht als diese sensible Authentizität. Selten hat ein Film mich aufgrund dessen so getroffen, berührt und noch nach dem Abspann in meinem Kopf geschwirrt.  

»Life's a dream. In dream you can't make mistakes. In dream you can be whatever you want.«



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