Samstag, 15. September 2012

Alfred Hitchcocks ‚Die Vögel‘ und der Aufstand unserer Natur.

The Birds
Thriller | USA 1963 | FSK 16 | 119 Minuten | Regie: Alfred Hitchcock

Alfred Hitchcock lässt das idyllische Hafenstädtchen in Angst und Schrecken entflammen. Mit ‚Die Vögel‘ führt er uns einen Film vor Augen, wie die Natur uns einen Streich spielen und uns einen fatalen Strich durch die Rechnung ziehen könne. Eigentlich sind wir die, die die Natur zerstören, die sich überall ansiedeln und Tiere töten und essen. Die Natur sollte Angst vor dem Menschen haben. 

Der Mensch als Opfer der Tiere

Doch was Hitchcock hier macht, ist nichts Geringeres, als den Spieß umzudrehen. Der Mensch wird vom Tier zerstört, das Tier, die Natur, stellt für den Menschen die Gefahr, ja, eine existenzielle Bedrohung, dar. Nicht umgekehrt, wie wir es kennen und jeden Tag erleben. 

Doch warum gerade dort und jetzt? Hier muss unmittelbar unsere hervorragend von Tippi Hedren gespielte Protagonistin herhalten. Als sie auftaucht gerät alles außer Fugen. Sie bringt die beiden Schmuckvögelchen gefangen im Käfig mit ins Dorf. Quasi – völlig überspannt gesehen – spiegelt sie unser „Spiel mit den Tieren“ wider, an deren Hilflosigkeit und Befangenheit wir uns erfreuen. All die Angriffe der Tiere könnten hierbei eine Art Rache darstellen, praktisch einen „politischen Aufstand der Natur gegen den Menschen“ – auf deren Schildern „Tod der Melanie“ stehen würde. Dies wird besonders daran erkennbar, dass die Vögel überall dort auftauchen, ihren Blutsdurst stillen und Schäden anrichten, wo Melanie aufkreuzt. 

Die Übertreibung der Schicksalsironie

Doch Hitchcock ist clever genug, um uns nicht nur eine niedliche Ökobotschaft an den Menschen und eine Kritik an sein Leben in oder eher gegen seine Mutter Natur runterzureden. Er offenbart uns eine – in Anbetracht der Tatsache, dass es doch nur zwei kleine süße Vögel sind, die auch noch unglaublich glücklich in ihrem Käfig daher schauen und dem Menschen doch eigentlich nur eine liebe Freude bereiten sollen – völlig überspitze und beinahe doch richtig bizarre Widerspiegelung unseres Treibens. Eine Art Ironie des Schicksals; sie verschenkt liebgemeint zwei Vögelchen und löst damit die Gewalt einer ganzen Herde aus. In einer Szene prophezeit ein angetrunkener, gläubiger Mann das Ende der Welt. Und könnten wir es nicht tatsächlich schon erreicht haben? Was wäre, wenn unser Handeln gegen unsere Erde uns widerfahren würde? Wenn die Welt sich endlich widersetzen würde? Hitchcock lässt uns eigentlich nichts anderes erkennen, als dass der Mensch schwach ist, wenn die Natur sich doch nur wehren könne und würde.



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