Montag, 29. Juli 2013

Pedro Almodóvars schrulliger neuer Film macht Spaß und ist äußerst intelligent: »Fliegende Liebende«.

Los amantes pasajeros
Komödie | Spanien 2013 | 91 Minuten | FSK 16 | Regie: Pedro Almodóvar



Was Pedro Almodóvar da in »Fliegende Liebende« fabriziert hat, das schreit nicht nur Wahnsinn, sondern das ist auch nach tierisch grenzwertig bizarr und komisch. Hier ist alles möglich und das so schrill und tuntig wie nie – als treibe er sich und seine homosexuellen Filme, die ja so gut wie kaum nach irgendwelchen Mustern oder Klischees riefen, selbst auf eine ironische Spitze. Hier gibt es gleich drei ultratuntige Flugbegleiter, die in aller Überspitztheit auch noch »I’m so excited« singen, und einen solch schrägen, bunten Grundton, der nach Almodóvars ernsthaften, gefühlvollen Filmen der letzten Jahre nicht nur eine kleine Rückkehr an die Leichtigkeit, sondern eine komplette Revolution des Absurden zu sein scheint. Doch bitte glauben Sie nicht, dass hier noch irgendwas auf den abgefahren Spaß hinauslaufen möchte. Pedro ist schlau genug, um uns nicht mit billigen Klischees zum Lachen zu bringen – jedenfalls nicht nur, denn wenn die schrulligen Stewards und all die anderen eigenartigen Fluggäste ihre Komödie und alle Klischees auf den absurden Höhepunkt bringen, dann muss man sich selbstverständlich beim Grinsen erwischen. Aber neben einer Satire über die klischeehafte Komödie ist »Fliegende Liebende« ein völlig ungehemmtes Lustspiel auf die Sexualität und zeichnet ein waghalsiges Sinnbild für die derzeitige Wirtschaft und Politik Spaniens – das spanische Flugzeug muss notlanden, es stürzt ab, im Inneren des Flugzeugs befinden sich die Menschen im Chaos und in Panik. Es gilt, die Menschen mit Unterhaltung so lange wie möglich ruhig zu stellen. Wahre Hilfe kommt eigentlich nie an. Und voran geht hier auch nichts, denn über Spanien hinaus kommt der Flieger letztendlich dann auch nicht. Ein sehr seltsamer Film, der natürlich wenig mit Almodóvars Gefühlszauber und Liebespoetik zu tun hat. Sehenswert und in jeder Hinsicht etwas anderes ist er nichtsdestotrotz.




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