Samstag, 30. Juni 2012

Béla Tarrs 'Verdammnis' und eine hoffnungslose Zukunft.

Kárhozat
Drama | Ungarn 1988 | 120 Minuten | Regie: Béla Tarr

Gesanglicher Ohrenschmaus, verregnete Bilderpracht, atmosphärische Vollkommenheit. Und um nur eins vorweg zu sagen: Béla Tarr, ich liebe dich bereits jetzt. 

Doch ist es teilweise einfach „nur“ blanke, impressive Atmosphäre, die für sich selbst spielt. Manchmal ist es nur diese eine Perspektive, manchmal nur ein Dialog. Manchmal nur die traditionelle Volksmusik und manchmal nur der bildhafte Anblick der Titanik Bar im betrübenden Regenguss. Béla Tarrs 'Kárhozat' zeichnet eine verlorene Welt – wie der Titel ansatzweise auch verrät, eine Welt der Verdammnis. Der Protagonist Karrer schaut eindruckslos und isoliert aus dem Fenster, beobachtet die Wirtschaft, das Treiben der Arbeitstiere dort draußen. Vielleicht eine Welt, in der nichts anderes mehr zählt. Eine freudlose Zukunftsfiktion, in der die Arbeit und der Handel gegen das Leben und das Vergnügen gesiegt haben. Letzter Ausweg oder kurzzeitige Flucht stellt für die Bürger die Bar dar, in der Karrer der Barsängerin hinterherschwärmt. Neben seinem eher tristen Leben eine Hoffnung, die es zu erreichen wert wäre. Dabei stellt sich die Frage, ob das Ganze nicht vielmehr in Verfahrenheit verläuft als Glück bedeutet. 
Sicher ist Tarrs 'Kárhozat' nicht unbedingt handlungstechnisch durch seine eher nebenbei herlaufende Kriminalhandlung das, was man ein Meisterwerk nennt, aber inszenatorisch ein totalitäres Kunststück. Oder wie Béla Tarr sein Werk selbst beschreibt: „Es geht um die Landschaft, um die Elemente und die Natur, um eine eigenartige Welt, in der es nichts mehr gibt. Um die Frage, ob man heutzutage wirklich von Perspektiven sprechen kann oder lediglich von der Perspektive der Hoffnungslosigkeit. Es geht hier um Glauben, Illusionen und Möglichkeiten.“ 




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