Montag, 3. September 2012

‚Couchgeflüster‘ und warum wir nicht völlig geöffnet im engen Bekanntenkreis leben können.


Prime
Komödie | USA 2005 | FSK 0 | 106 Minuten | Regie: Ben Young

Liebeskomödien sind doof, klischeehaft und kitschig. ‚Couchgeflüster‘ ist großartig. Denn was der Film im Untergrund aufweist, ist eine fantastische Inschrift: Wir können nicht ohne Geheimnisse eng unter- und miteinander leben, wie wir es vielleicht als „normal“ bezeichnen würden. 

Das Geheimnis im Menschen

Rafi, gespielt von Uma Thurman, die nach ihren „unzerstörbaren“ Powerwoman-Rollen wie in ‚Pulp Fiction‘, ‚Batman & Robin‘ oder besonders in ‚Kill Bill‘ sich einer ganz konträren Rollenfigur hergibt, nämlich der verlorenen, deprimierten Frau Ende dreißig, erlebt dies am ganzen Leibe. Ihre Therapeutin, der sie ihre Geheimnisse und tiefsten Probleme schildert, wird plötzlich zur Schwiegermutter; der Therapeut, der nichts anderes als unser innerstes Ebenbild zu kennen scheint, wird zum Teil des engsten Bekanntenkreises. In einer Szene sagt Rafi: „Manchmal vergesse ich, dass du seine Mutter bist.“ Der Film zeigt eigentlich nichts anderes, als dass wir uns ständig verstellen, und sobald wir es nicht tun, der Mitmensch unsere Schwächen, Probleme und quasi unsere Seele kennt, dann stehen wir in komplett anderem Licht vor ihm: nackt. 
Jeder hat Geheimnisse und das ist auch gut so. Ohne sie könnten wir nicht miteinander leben und so umgehen, wie wir es alltäglich tun. Wir brauchen Geheimnisse, um Achtung und Respekt vor uns selbst und vor unseren Mitmenschen zu bewahren. Die Weisen sagen: „Wir können doch über alles reden. Wir sind doch offen für alles.“ Doch sind wir es? Vielleicht in einigen vielen Jahren. 



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