Sonntag, 24. April 2016

Madonna in Warren Beattys Klassiker-Comicverfilmung »Dick Tracy«.

Dick Tracy
Kriminalfilm | US 1990 | 108 Minuten | FSK 12 | Regie: Warren Beatty

Eigentlich ist »Dick Tracy« die bislang beste Comicverfilmung. Denn ich habe noch nie dieses Gefühl verspürt, einen so lebendigen Comic auf der Mattscheibe zu sehen. »Dick Tracy« ist genau wie ein Comic: diese naive optische Gestaltung und eine völlig überzeichnete Welt, in der eine groteske Figur der nächsten folgt. Im (geheimen) Mittelpunkt steht natürlich Madonna. Auch wenn sie irgendwie immer ein wenig wie ein Stück Dekoration »dahingestellt« wirkt, spielt sie ihre Rolle der kühlen, verführerischen Blondine fantastisch. Doch im Gegensatz zu Madonnas vom Film inspirierten Album »I’m Breathless« fehlt es dem Film einfach an einem roten Faden. Mir kam es vor, als befinde ich mich in einem wilden, chaotischen Strudel aus bunten Comiceinfällen, in dem ich irgendwann verloren ging. Trotzdem irgendwie toll, aber kein wirklich guter Film.




Donnerstag, 21. April 2016

Zwischen Kronleuchtern und Joints – Liz Hurley in der einmaligen Serie »The Royals«.

Dramaserie | US 2015 | Created by Mark Schwahn

Natürlich ist diese Serie nicht wirklich ernst gemeint – was die ernsten Themen wie Betrüge, Drogenexzesse, Todesfälle oder Ängste vor gesellschaftlichem Abstieg aber eigentlich nur umso interessanter macht. »The Royals« ist teils so trashig, albern und unreal, dass genau diese traurigen Momente anfangs zwar noch ganz seltsam wirken, sich aber nach und nach als ganz einzigartig herausstellen. Als ich die Serie sah, musste ich ständig an ein Zitat von Alfred Lichtenstein aus der Zeit des Expressionismus‘ denken: „Wenn die Traurigkeit in Verzweiflung ausartet, soll man grotesk werden.“ Genau das geschieht in »The Royals«. Denn die diversen Exzesse der Königskinder, der Drogenmissbrauch der Tochter, der Tod eines Sohnes oder die unfassbare Falschheit der gesamten Familie sind eigentlich alles andere als komödiengeeignet, doch genau dort schlägt die Serie schnell eine groteske Richtung aus Verzweiflung und Trashpromi-Satire ein. Sie selbst sagen, sie verhalten sich „wie Tiere im Käfig“. So lächerlich und platt diese Worte auch zuerst klingen mögen, wenn man die Serie sieht und diese leere, völlig verstörte Welt erlebt, in der die Royals leben, da verschaffe diese ehrliche Aussage neben all den Lügen einem wirklich Gänsehaut.

Und wenn am Ende einer Episode ein weiterer wundervoller Song eingespielt wird und alles bröckelt und zerbröselt, dann können wir endlich hinter die Satire blicken, hinter die Oberflächlichkeit, hinter den Luxus und das falsche Lächeln, und wir sehen, dass alles nur eine Farce ist. Dann ist diese Serie unvergleichbar und eine wundervolle Karikatur über das langweilige Leben im Überfluss, zwischen Kronleuchtern und Joints. Und in einer Welt, in der die Royals (noch immer) unter so einem Beobachtungsdruck stehen, ausschließlich harmonische Schlagzeilen zu bringen haben, in der wir uns auf Titelblättern von (Frauen-)Zeitschriften über das royale Babyglück erfreuen dürfen und in der der Hintern einer Pippa Middleton einen königlichen Skandal auslöst, da wirkt diese Serie so frisch, knackig und vor allem längst überfällig – und trotz aller Übertreibung irgendwie auch so ehrlich. 




Samstag, 2. April 2016

OSCAR für Leonardo DiCaprio: Iñárritus Naturgewalt »The Revenant – Der Rückkehrer«.

The Revenant
Drama | US 2015 | 151 Minuten | FSK 16 | Regie: Alejandro González Iñárritu

Da ist sie wieder, Iñárritus Handschrift: das Leid. Nach seinem herrlichen Kurzausflug in die Tragikomödie mit »Birdman« ist Iñárritu wieder dorthin zurückgeflogen, wo er zu Hause ist: im Schicksalsdrama. »The Revenant« ist ein intensiver Film über die Eroberung Amerikas, den Konflikt mit den Ureinwohnern, doch vor allem über den Konflikt untereinander: der Mensch im Überlebenskampf, gegen die Naturgewalt, gegen sich selbst und gegen den Feind. Was Iñárritu erschaffen hat, ist so riesig, atmosphärisch unfassbar und zieht einen in die historische Geschichte wie ein Sog.