Sonntag, 13. April 2014

Weil wir alle schlechte Menschen sind: Lars von Triers Rebell »Nymphomaniac: Teil 2.«

Nymph()maniac: Volume 2
Erotikdrama | BE/DE/DK/FR/GB 2013 | FSK 16 | Regie: Lars von Trier

Siehe auch Nymphomaniac: Teil 1

Nach wie vor empfinde ich ein seltsames Gefühl, wenn ich »Nymphomaniac« sehe. So ein großer, selbstoffenbarender Film, der weit läuft und räumlich so vielfältig und ganz »real« stattfindet. Nicht wie in den (auf mich wirkenden) in sich verschlossenen »Antichrist« und »Melancholia«, vielleicht eher wie seine früheren Werke wie »Breaking the Waves«. Und dann noch ein schauspielerischer Höhepunkt nach dem nächsten. Doch nach und nach versteht und fühlt man die Geschichte einer Joe und eines Lars von Triers immer mehr. Und ich frage mich, ob wir die Sexsucht überhaupt unbedingt als eine solche sehen müssen. Können wir sie nicht als all das sehen, von dem wir uns abhängig fühlen? Die Dinge, die uns manchmal einfach sinnlos vorkommen, bei denen wir nichts mehr fühlen, aber dennoch nicht aufhören können, sie zu tun? Oder die Dinge, die uns das Gefühl verleihen, wir seien schlechtere Menschen? Das Lästige in uns, das uns zu dem macht, was wir sind, weil wir nicht alle gleich sind und nicht, wie der, der neben uns im Therapiekreis sitzt. Interessant ist doch die Abrechnung mit dem Spießertum, anfangs noch ganz niedlich, besonders im zweiten aber nahezu zynisch von Seligmann verkörpert – ich denke an die Diskussionen über Pädophilie, das Verbieten von Wörtern oder das Ende, in dem seine Rationalität und sein stolzer, bedachter Intellekt doch noch bricht. Überhaupt ist »Nymphomaniac« ein wahrer Rebell, dies besagte doch auch schon die von allen verurteilte Marketingkonzeption. Doch genauso ist doch auch der Film und Joe sagt es selber, als sie sich selbst in einer Szene bekennt, die ja schon beinahe nach einem befreienden Selbstgeständnis klingt: »Ich bin nicht wie du. Die Empathie, die du für dich beanspruchst, ist eine Lüge. Du bist nichts weiter als die Moralpolizei dieser Gesellschaft, deren oberstes Ziel es ist, meine Obszönität von dieser Erde zu entfernen. Ich bin nicht wie ihr. Ich bin eine Nymphomanin. Und ich liebe mich dafür, eine zu sein.« 






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