Freitag, 18. April 2014

Die dümmliche Oldboy-Wiederverfilmung: Eine Schande.

Oldboy
Thriller | US 2013 | FSK 16 | 104 Minuten | Regie: Spike Lee



Was macht das Original von Park Chan-wook so großartig? Die Geschichte bedient sich ja im Grunde genommen an recht gebräuchlichen Racheelementen: Abgründe, Schuld, Rivalität, Hass, Liebe. Es ist die Dramaturgie, die Originalität, in der Park Chan-wook erzählt, der Stil, die eingefangene Atmosphäre, die Stimmungsschwankungen jeder einzelnen Figur, es gab immer wieder ganz tiefe, von Poesie gezeichnete Einblicke in verlorene Seelen, es gab Choi Min-sik, die Brutalität, nicht nur die physische, sondern auch die psychische. Diese Neuverfilmung besitzt leider keine dieser Stärken. Spike Lee machte ein gemein konventionelles, herkömmliches und unkreatives Thrillerchen, das einen nicht aufgrund des Gezeigten schmerzt, sondern aufgrund seiner Dummheit. Ob es irgendjemanden auf der Welt gibt, der sich an diesem Film erfreuen kann? Ich hoffe nicht.   




Sonntag, 13. April 2014

Weil wir alle schlechte Menschen sind: Lars von Triers Rebell »Nymphomaniac: Teil 2.«

Nymph()maniac: Volume 2
Erotikdrama | BE/DE/DK/FR/GB 2013 | FSK 16 | Regie: Lars von Trier

Siehe auch Nymphomaniac: Teil 1

Nach wie vor empfinde ich ein seltsames Gefühl, wenn ich »Nymphomaniac« sehe. So ein großer, selbstoffenbarender Film, der weit läuft und räumlich so vielfältig und ganz »real« stattfindet. Nicht wie in den (auf mich wirkenden) in sich verschlossenen »Antichrist« und »Melancholia«, vielleicht eher wie seine früheren Werke wie »Breaking the Waves«. Und dann noch ein schauspielerischer Höhepunkt nach dem nächsten. Doch nach und nach versteht und fühlt man die Geschichte einer Joe und eines Lars von Triers immer mehr. Und ich frage mich, ob wir die Sexsucht überhaupt unbedingt als eine solche sehen müssen. Können wir sie nicht als all das sehen, von dem wir uns abhängig fühlen? Die Dinge, die uns manchmal einfach sinnlos vorkommen, bei denen wir nichts mehr fühlen, aber dennoch nicht aufhören können, sie zu tun? Oder die Dinge, die uns das Gefühl verleihen, wir seien schlechtere Menschen? Das Lästige in uns, das uns zu dem macht, was wir sind, weil wir nicht alle gleich sind und nicht, wie der, der neben uns im Therapiekreis sitzt. Interessant ist doch die Abrechnung mit dem Spießertum, anfangs noch ganz niedlich, besonders im zweiten aber nahezu zynisch von Seligmann verkörpert – ich denke an die Diskussionen über Pädophilie, das Verbieten von Wörtern oder das Ende, in dem seine Rationalität und sein stolzer, bedachter Intellekt doch noch bricht. Überhaupt ist »Nymphomaniac« ein wahrer Rebell, dies besagte doch auch schon die von allen verurteilte Marketingkonzeption. Doch genauso ist doch auch der Film und Joe sagt es selber, als sie sich selbst in einer Szene bekennt, die ja schon beinahe nach einem befreienden Selbstgeständnis klingt: »Ich bin nicht wie du. Die Empathie, die du für dich beanspruchst, ist eine Lüge. Du bist nichts weiter als die Moralpolizei dieser Gesellschaft, deren oberstes Ziel es ist, meine Obszönität von dieser Erde zu entfernen. Ich bin nicht wie ihr. Ich bin eine Nymphomanin. Und ich liebe mich dafür, eine zu sein.« 






Samstag, 12. April 2014

Kommentarlose Bewertungen #21: März 2014.

Etwas sehr verspätet, aber hier kommt's. 


Philomena | Drama | FR/GB/USA 2013 | Regie: Stephen Frears | 6.5/10

I Spit on Your Grave | Horror | US 2010 | Regie: Steven R. Monroe | 3/10


Monuments Men | Action | DE/GB/US 2014 | Regie: George Clooney | 4/10 

Lana Del Reys wundervolles Kunstwerk über das verlorene Paradies Amerika: »Tropico«.

Tropico
Musikfilm | US 2013 | 27 Minuten | Regie: Anthony Mandler



Was für ein melancholisches Kunstwerk über alles, was Lana Del Rey ist und lebt: zerbrochene Herzen, Sünde und Vergebung, der Verkauf von Schönheit und die Traurigkeit. Amerika und die Lüge. Amerika und das scheinbare Paradies. Die dunkeln Nächte, das Laster, das sich manchmal wie das Paradies, das verlorene Paradies, anfühlt. Life on the dark side of the american dream. Und die Lüge, dass alles am Ende gut ist. Die Farce.   



Donnerstag, 3. April 2014

Fitzgeralds und Luhrmanns schillernder Diamand: »Der große Gatsby«.

The Great Gatsby
Drama | AU/US 2013 | FSK 12 | 142 Minuten | Regie: Baz Luhrmann

Als ich das Buch den letzten Monat las, musste ich mich ständig dabei erwischen, wie ich darüber nachdachte, was wäre, wenn jemand anders dieses Buch verfilmt hätte als Baz Luhrmann. Ich dachte an meinen Iñárritu, der das Ganze triefend leidvoll und realistisch rübergebracht hätte, ich dachte an Christopher Nolan, der Gatsby ganz geistlos und unkreativ auf die Leinwand gebracht hätte, ich dachte an Jim Jarmusch, der einen stillen, introvertierten Film aus Gatsby gemacht hätte, oder ich dachte an Danny Boyle und wie spannungsgeladen, dramatisch und kurzweilig Gatsby dann ausgesehen hätte. Nichts wäre der famosen Geschichte um den großen Gatsby gerecht gewesen, alles wäre unpassend. Und ich kam zu dem Entschluss, dass niemand diesen Gatsby (»Welchen Gatsby?«) besser hätte verfilmen können als es Baz Luhrmann tat. Völlig überladen, dicht, pompös, prunkvoll und bombastisch. Genau wie F. Scott Fitzgerald die Welt der goldenen 20er Jahre in New York beschrieb. Jazz-Musiker hier, Tänzerinnen dort, ein paar Künstler und Reiche kommen in einem schicken Apartment in der Stadt zusammen, um sich von der Hitze abzukühlen und baden sich im Champagner, Polospiele auf dem Feld des eigenen Anwesens, oder wie Gatsby so distanziert und geheimnisvoll am Ende seines Steges steht und nach dem grünen Licht greift. Allein schon diese Form des Films ist ein Statement. Ein Leben im Überfluss. Und die gebrochenen Herzen. Miss Baker betitelt es bereits gleich am Anfang, als sie sich streckt und eigentlich alles über ihr Leben aussagt: »Ich muss eine halbe Ewigkeit auf diesem Sofa gelegen haben.« Und auch im wundervollen Soundtrack »Young and Beautiful« von Lana Del Rey wird die Geschichte und der, ja, Mythos Gatsbys wunderschön zitiert: »I’ve seen the world, I’ve done it all – and I had my cake now. [...] Will you still love me when I'm no longer young and beautiful?« Was für eine Welt.